Nicht ganz kitschfrei: Sinnsuchabenteuer hinter dem Liebesschleier.
Der Titel sagt fast alles, was in diesem Buch passiert: Ein junger Inder, Kunststudent und begabter Portraitmaler, trifft in Delhi eine Schwedin, verliebt sich und reist ihr mit dem Fahrrad über Afghanistan, Istanbul, Österreich, Deutschland, Dänemark in ihr Heimatland nach, sie heiraten und gründen eine Familie. Dieser Hippie-Trail ist die eine Geschichte, die der schwedische Journalist Per J. Andersen nach einer wahren Begebenheit erzählt, im Zeitalter von Massenmigration und Extremtourismus ist das freilich nichts Besonderes. Und auch die Liebesgeschichte ist nicht frei von den Plattitüden, die dieser Gattung drohen: "Die Liebe musste blühen". Das ist nah am Kitsch, an blumigen Lügen und Infantilisierungen. Doch es gibt, neben der Reise- und der Liebesstory, noch eine dritte Ebene, und die lohnt die Lektüre des Buches. Denn unser Held Pradyumma Kumar, genannt Pikay, ist kastenlos, ein Paria, ein Unberührbarer, der sich sein Talent, seine Überzeugung und seinen Glauben ganz alleine erarbeiten muss, gegen alle Widerstände von außen und auch von innen. Diesem Sinnsuch-Vagabunden geht es darum, sich von dem zu lösen, was man erwartet, um das zu bekommen, was auf einen wartet, mit allen Risiken.
Personen: Andersson, Per J. Dahmann, Susann (Übers)
Andersson, Per J.:
Vom Inder, der auf dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden : Eine wahre Geschichte / Per J. Andersson. - 4. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2015. - 318 S. : Ill., Kt. ; 22 cm. - Aus dem Schwed. übers.
ISBN 978-3-462-04747-9 kart. : EUR 14,99
Einzelbiographien, die existentielle und allgemeinmenschliche Grunderfahrungen in den Mittelpunkt stellen (Verfolgung, Widerstand, Flucht und Vertreibung, Behinderung, Krankheit und Leid, Tod und Trauer usw.) - Signatur: Bi 2 Mahanandia, Pikay - Sachbuch-Erwachsene