Auf den ersten Blick ist das Leben der jungen Virgínia unauffällig: Nach ihrer Kindheit auf dem Landsitz ihrer Großmutter führt ihr Weg sie in die Stadt, und erst nach Jahren kehrt Virgínia wieder nach Hause zurück. Geprägt von ungewöhnlichen Kinderspielen mit ihrem Bruder Daniel, der mit ihr die mysteriöse "Gesellschaft der Schatten" gründet, führt Virgínia selbst ein Schattendasein, das im Widerspruch zu ihrem aufgewühlten Innenleben steht. Obwohl sie Beziehungen eingeht, bleibt sie einsam, unabhängig und in sich gekehrt. Doch während sie sich in Gedanken eine eigene Welt erschafft, dringen wiederholt seltsame Dialogfetzen oder flüchtige Szenen in ihr Bewusstsein - als Vorboten des Schocks, der ihrem Leben schließlich eine überraschende Wendung gibt. Mit dieser wagemutigen, konsequenten Erforschung eines weiblichen Bewusstseins eröffnet Clarice Lispector in ihrem 1946 erschienenen zweiten Roman der lateinamerikanischen Literatur neue Wege und entfaltet einen unerhörten sprachlichen Reichtum, für den sie berühmt wurde.
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